Wohl sortierte Drachen

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Das sind sie, meine Drachen. Knapp 160.000 Wörter, vermutlich schlussendlich so um die 600 Seiten als Buch … und drei Jahre Schreibzeit. Derzeit ein letztes Mal in Überarbeitung vor der nächsten Lektoratsrunde. Was knapp 7 cm Manuskriptstapel ergibt.

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Manchmal schalte ich auf die Dokument-Übersicht. Und dann denk ich ein wenig ehrfürchtig an Herrn King, Frau Rowling und all die anderen, die Bücher dieses Umfangs so nebenbei und ratzfatz in einem Jahr schreiben. Wahnsinn.

The Witch Elm

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Von der New York Times als das beste Buch des Herbstes bezeichnet, von Stephen King gelobt – da muss frau jetzt nicht lange nachdenken, ob sie das Buch auf den Kindle lädt.

Es liegt bestimmt auch an meiner großen Liebe für das Konzept des Unreliable Narrators, aber dieses Buch hat vollbracht, was wenige schaffen, seit ich selbst schreibe: Es hat mich zwei Abende lang in seine Seiten gesaugt und am Ende ein wenig verwundert und emotional mitgenommen wieder ausgespuckt. Lyrische Sprache, wunderschöne Beobachtungen, ein psychologischer Plot, spannend, ohne effekthascherisch zu sein … großartig.

Worum gehts? Toby, der Erzähler, lebt ein sonniges Leben: Er sieht gut aus, ist beliebt und er geht wie selbstverständlich davon aus, dass sich für ihn im Leben alles gut entwickelt, ohne Drama oder größere Anstrengungen.

Bis zu jenem Abend, an dem er zwei Räuber in seiner Wohnung überrascht. Tage später erwacht er als Pflegefall im Krankenhaus. Große Teile des Buches widmen sich seinem Versuch, Sinn in den Geschehnissen zu finden. Zu verstehen, wer er jetzt ist, nachdem ihm die alte Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit genommen wurde. Dass die Polizei daran scheitert, die Täter zu fassen und er gezwungen ist, eine Auszeit von seiner Arbeit zu nehmen, verstärken die Verunsicherung. Zusätzlich leidet er unter den körperlichen Folgen des Überfalls: Sein Körper ist schwach, Intelligenz und Sprache sind durch eine Gehirnblutung beeinträchtigt, seine Wahrnehmung durch PTSD verschoben, sein Charme und dadurch die Reaktionen seines Umfeldes durch die Veränderung seines Charakters, aber auch durch Narben und ein hängendes Augenlid nicht mehr das, was er gewohnt ist. Er fühlt sich fremd, leidet an Gedächtnislücken, Dissoziation und an den Folgen des traumatischen Erlebnisses.

Als er erfährt, dass sein Onkel, ein alter Junggeselle, nur noch wenige Monate zu leben hat, zieht er zu ihm in das Haus, in dem er die Sommer seiner Kindheit und Jugend verbracht hat. Es scheint wie eine perfekte Lösung: Toby braucht Ruhe, sein Onkel Gesellschaft. Für eine Weile ist alles beinahe wieder gut. Bis zu dem Tag, an dem spielende Kinder im Garten einen Totenschädel finden – und Toby feststellt, dass er nicht nur vergessen hat, wer er selbst ist … sondern auch eine Menge Dinge aus seiner Vergangenheit. Und sich die Frage stellen muss, wie gut wir die Menschen, die wir lieben, eigentlich kennen.

 

Trivia: Ich habe nirgendwo einen Hinweis darauf gefunden, ob Tana French sich von diesem wahren Kriminalfall hat inspirieren hat lassen … aber die Parallelen sind faszinierend. Und keine Angst, kein Spoiler. 😉

https://en.wikipedia.org/wiki/Who_put_Bella_in_the_Wych_Elm%3F

Sprühkerzen, Mammuts, Phosphene & die Inquisition

Die letzte Woche war eine gute Woche. Wir haben Köhlchens Geburtstag gefeiert – eine Menge Geschenke, Parisercreme-Schokoladenüberdosis-Kuchen (vom Geburtstagskind bestellt) und Thymian-Heidelbeer-Galette (für die Erwachsenen). Geschenke, Sprühkerzen, Luftschlangen, ein Nachmittag mit Familie & Freunden, Kaffee, Gelächter und dann – ein ruhiger Abend. Ahh.

Ich hab eine Menge geschrieben und fotografiert (in meinem Zweitberuf als Fotografin). Außerdem bin ich gerade dabei mein Schreibbüro/Fotostudio neu zu sortieren … da ich mich als Fotografin auf Food spezialisiert hab, gibt es nicht nur die übliche Technik und Hintergründe, sondern auch Gewürze, Servietten, Teller, Schüsseln, Tischtücher, Gläser, Besteck, nach Kategorien und farblich sortiert … dazu dann der übliche Bürokram, eine Buchecke mit Kunstbänden, Kochbüchern und Büchern übers Schreiben, meine Notizbücher & Bulletjournals – das Mammutprojekt nimmt zwar langsam Formen an, aber ich werde vermutlich noch ein paar Tage daran arbeiten. Podcasts und Hörbücher passen da: perfekt. Ich bin nahezu wieder up to date, was meine Lieblingspodcasts angeht. Hörbücher sind ja eher so wie ihre greifbaren Kollegen: völlig unmöglich, jemals ans Ende der TBR-List zu gelangen. Gottseidank! 😉

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Speaking of books … in meiner guerilla library ist vor einiger Zeit dieses Buch über die Inquistion aufgetaucht: Als die Kirche Gott verriet. Da in meinem Drachenbuch auch eine Hexe vorkommt, dachte ich, jetzt wäre doch ein guter Zeitpunkt, es zu lesen. Der Tonfall des Buches ist aber relativ schnell gekippt – die persönliche Weltanschauung der Autoren war an vielen Stellen deutlich zu spüren, und das tut keinem historisch-faktischen Sachbuch gut. Also hab ich nach einem Abend und der Hälfte des Buches Tante Google befragt und rausgefunden, dass beide Autoren Verschwörungstheoretiker sind. Ihr erstes Buch handelt von der These, dass Jesus niemals am Kreuz gestorben ist, sondern statt dessen Maria Magdalena geheiratet und mit ihr Kinder in die Welt gesetzt hat. Die Nachkommen dieser Kinder leben heute noch auf dieser Erde, und zwar in Frankreich, allesamt Adelige im Geschlecht der Merowinger. Interessanterweise hat Dan Brown diese Theorie für eines seiner Bücher verwertet – was zu jahrelangen Prozessen zwischen ihm und den beiden Autoren Baigent/Leigh geführt hat. Das Hintergrundwissen hat mein Vertrauen in das Buch auf meinem Couchtisch nicht unbedingt verstärkt. Nachdem ich eine echte Schwäche für den genialen Irrsinn von Verschwörungstheorien habe, hab ich das Buch trotzdem fertig gelesen … leider weit und breit keine Aliens, Reptiloiden oder Merowinger, seufz. Morgen wandert es wieder in den Bücherkasten vor meiner Gartentüre. 😉

Außerdem hab ich hab diese Woche ein neues Lieblingswort gefunden: Phosphene (v. griech. φῶς „Licht“ und φαίνειν „erscheinen“) sind Lichtwahrnehmungen, die nicht durch Licht, sondern durch andere Reize auf das Auge, den Sehnerv oder den visuellen Cortex im Gehirn erzeugt werden. (Wikipedia) Diese bunten Lichtflecken, die ihr seht, wenn ihr euch die Augen reibt? Die haben einen Namen. Wunderbar!

 

 

 

Planner vs. Pantser

Heute bin ich über diesen Artikel hier gestolpert: https://theconversation.com/the-man-with-no-plot-how-i-watched-lee-child-write-a-jack-reacher-novel-51220

Ich hab eine Schwäche für Bücher über den Schreibprozess anderer Autoren. Irgendwie ist es Balsam für die kreative Seele, dass auch die Großen mit denselben Problemen kämpfen.

So too Lee Child. He wandered around New York, then drifted off to the West Coast, then Madrid, then Sussex, and still had no idea what the hell was going on in his book. If it was a book. Around Christmas time I spoke to him on the phone and he said: “Maybe it’ll make a good short story.” And added: “Maybe I should go back and work in television. I hear it’s improved a lot since my day.” And tossed in stray remarks like: “I guess I’m all out of gas.”

Der Artikel hat mich daran erinnert, dass ich das Buch dazu vor längerem mal gelesen und dann empfohlen hab. Ein Autor beobachtet einen anderen Autor beim Schreiben und schreibt darüber. Mehr Meta geht nicht!

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Lee Child, der Autor der Jack-Reacher-Serie, fällt in die Kategorie der Pantser – diejenigen AutorInnen, die sich einfach auf ihren Hosenboden (aka the pants) setzen und zu schreiben beginnen, ohne zu wissen, wo die Geschichte sie hinführen wird. Stephen King gehört dazu. Der andere Zugang wäre der der Planner, zu denen JK Rowling oder auch yours truly zählen. AutorInnen, die ihre Bücher über lange Zeit im Kopf entwickeln und planen … und das Ende kennen, bevor sie mit dem Schreiben beginnen. Die ganze Buchserien fertig im Kopf haben, und schon viele Bücher weit in die Zukunft denken, die Handlungsstränge langfristig planen.

Ich frage mich seit Längerem, ob diese unterschiedlichen Zugänge Bücher verändern. Geschichten sind lebendige Wesen, die sich ihre Autoren aussuchen – nicht umgekehrt. Geschichten fließen, wenn man als Autor sein Ego zurücknimmt und ihrem Weg folgt, ihnen nichts aufzwingt, sondern sie einfach so sein lässt, wie sie sein wollen – aus sich heraus. Man merkt die Absicht und ist verstimmt, trifft auch auf Bücher zu – wenn der Autor seine eigene Meinung mit erhobenem Zeigefinger vertritt oder unbedingt eine Moral in die Geschichte verpacken will, dann liest sich das üblicherweise anstrengend. (Wer mehr über das Wesen der Geschichten lesen möchte: Big Magic von Elizabeth Gilbert bietet faszinierende Denkansätze.)

Bisher hatte ich alle meine Bücher im Kopf fertig, bevor ich die ersten Wörter getippt habe. Manche haben jahrelange Denkarbeit erfordert, manche waren in ein paar Wochen fertig. Bei jedem hab ich so lange darüber nachgedacht, Dinge im Kopf ausprobiert, recherchiert und Freunde mit Plotlines genervt, bis alles auf unerklärliche Weise eingerastet ist: Die Geschichte macht klick, und dann ist da dieses Gefühl, dass alles richtig ist. Einfach so. Aber alle, aber wirklich alle Geschichten, haben mich dann beim Schreiben überrascht und sich noch verändert.

Vielleicht ist die Methode der Pantser die direktere, ehrlichere – wo Geschichten sich selbst entwickeln, ihren Raum bekommen, wo der Autor blind folgt und darauf vertraut, dass die Geschichte selbst am besten weiß, wer sie sein will. Allerdings merkt man auch, dass diese Methode nur bei wirklich großartigen Autoren funktioniert: oft sind solche (nicht geplanten) Bücher verworren, Handlungsstränge enden im Nichts, Figuren verschwinden ohne Erklärung, das Ende ist abrupt, die Auflösung deus ex machina.

Versuch macht kluch: Neben der Überarbeitung meiner Drachen und der ersten Fassung von FM5 arbeite ich derzeit auch an einer Novelle, die in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung ist. Sie ist mein erstes Buch auf Englisch, und ich hab sie zu schreiben begonnen, ohne eine Ahnung zu haben, wo es hingeht. Mal sehen, wie das funktionieren wird. Kann sein, dass ich für die Rundablage schreibe und um das Wissen reicher bin, dass pantsen für mich nicht funktioniert … oder ich bin am Ende glücklich, zufrieden und sehr erstaunt. 😉

 

 

Just do it.

Guten Morgen, meine Lieben! Wie gehts euch heute? Beinahe Wochenende, yay … falls ihr einen Motivationsschub braucht – das Buch „The 5 Second Rule“ von Mel Robbins liegt derzeit auf meinem Nachtkästchen (habt ihr euch schon mal überlegt was das für ein witziger Name ist? Ein Kästchen für die Nacht? 😂) … und es ist wirklich empfehlenswert.

Ein Buch zu schreiben heißt, sich jeden Tag immer wieder an die Arbeit zu machen. Kein absehbares Ende für lange Zeit. Nicht zu wissen, ob das Ergebnis gut sein wird. Mit Zweifeln zu kämpfen. Geniale Momente zu haben, wenn die Geschichte beim Schreiben lebendig wird. Am nächsten Tag wieder zu zweifeln. Krieg ich das jemals fertig? Wird’s am Papier so gut wie es in meinem Kopf ist? Und das monatelang.

Ahhh… einfach machen. Nicht so viel nachdenken.
#motivation #justdoit #5secondrule #melrobbins

Big Magic

Vor einiger Zeit gelesen… okay, na gut, ich hab geschummelt und zum Hörbuch gegriffen. 😉

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Elizabeth Gilbert ist die Autorin von Eat, Pay, Love. In Big Magic macht sie sich Gedanken über das Wesen der Geschichten, das Leben als Kreative … und die Welt im Allgemeinen. Sicher eines der interessantesten Bücher, die ich seit langem gelesen habe. Absolute Leseempfehlung!

Anarchie

Wie immer in den letzten Tagen vor der Deadline: die Essenslieferdienste in der näheren Umgebung verzeichnen ein Umsatzplus. Und Köhlchen freut sich, dass die Mama plötzlich so ungewohnt nachsichtig ist, was Zeit vor dem IPad angeht. 😉🙈 #drachensachen #jolandastern #deadline #workinprogress