Wenn ich an einem Buch arbeite, dann tippe ich ungefähr 1000 Wörter pro Stunde. Das ist jetzt weder besonders schnell, noch besonders langsam, wie ich so von anderen Autoren gehört habe. Theoretisch ergibt sich bei einem Roman also eine Schreibzeit von ungefähr 80 Stunden. Dazu kommt dann natürlich noch die Zeit, in der ich in die Luft starre und nachdenke. Das Umschreiben und Überarbeiten. Die Zeit, in der ich nur kurz mal einen Kommentar im Blog beantworten will, und dann hängen bleibe. Und die Zeit, wo ich mich vor dem Schreiben eines schwierigen Kapitels drücke, und statt dessen die Gewürze in der Küche alphabetisch sortiere.
Es gibt natürlich viele Versuche, den Prozeß zu optimieren. In Zeiten wo Indie-Autoren alle sechs Wochen ein neues Buch veröffentlichen, spürt wahrscheinlich jede Autorin den Druck, schneller zu schreiben. Jeder Ratgeber, jede Autorengruppe schlägt in die selbe Kerbe: Spätestens alle drei Monate sollte man ein Buch veröffentlichen, sonst vergessen die Leserinnen auf einen.
Und auch wenn ich mich gedanklich schon davon verabschiedet habe, diesem Ideal zu entsprechen, lese ich trotzdem immer ganz interessiert von neuen Möglichkeiten, das eigene Schreiben besser zu gestalten. (Vor allem, wenn grad ein schwieriges Kapitel wartet. Räusper.)
Normalerweise arbeite ich in Scrivener. Ich mag das Programm total gerne, denn es bietet viele Möglichkeiten, um ein Buch zu plotten, die Charaktere und Locations zu verwalten, Infoschnipsel zu sammeln und das Buch beim Schreiben logisch aufzubauen. Auch die Verwaltung der Szenen und Kapitel ist gut gelungen. Wer mal versucht hat, in einem mehrhunderseitigen Word-Dokument eine Szene zu finden und zu verschieben, der weiß wovon ich rede.
Neulich habe ich in der Selfpublisher Bibel über ein neues Programm gelesen, das einen interessanten Ansatz verfolgt: Flowstate. Es verspricht, den Autor zu völlig ablenkungsfreiem Schreiben zu motivieren.
Wie das funktionieren soll? Mit psychischer Erpressung. Sobald man das Programm aktiviert hat, ist man gezwungen, für den gewählten Zeitraum ohne Unterbrechung zu schreiben. Kein Nachdenken, kein aus dem Fenster blicken, kein an-der-Nase-kratzen. Nur tippen. Mit jeder Sekunde Pause beginnt der Text zu verblassen. Nach fünf Sekunden ist er komplett verschwunden, und damit unwiederbringlich verloren. Der Text lässt sich nicht kopieren oder sonst irgendwie aus dem Programm retten – nur nach Ablauf der Zeit kann er gespeichert werden. Im schlimmsten Fall würde man selbst eine Minute vor Ablauf der Zeit seinen ganzen Text verlieren, wenn man zum Beispiel Nase putzen muss.
Ich hab das natürlich ausprobiert. Mit dem Ergebnis, dass ich in den ausgewählten 15 Minuten beinahe 900 Wörter geschrieben habe … und damit fast so viel, wie in einer normalen Arbeitsstunde. So weit, so gut. Und jetzt zu den Nachteilen: Der Text war sprachlich auf Grundschulniveau ziemlich überarbeitungsbedürftig. Und ich war ein zitterndes, nervliches Wrack. Dieses ständige Verblassen des Textes hat mich total panisch gemacht.
Also möglicherweise könnte ich damit meinen Wortauswurf vervierfachen … aber der Text wäre ziemlich schrottig – und ich vermutlich eine regelmäßige Konsumentin von verschreibungspflichtigen Beruhigungsmitteln. Ich denke, ich bleibe vorläufig lieber bei lahm, aber glücklich. 😉
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