Banksy meets Prinzessin, Drachenschleim und einen langen Rüssel

1.) Ich liebe Theater! Köhlchen und ich waren heute in „die automatische Prinzessin„. Falls ihr gerade in Wien seid, und ein Kind zu Hand habt (oder auch nicht): das Stück ist sehenswert! Das Bühnenbild ist eine exzentrisch-wildgewordene Mischung aus fahrendem Volk, Hippiestyle und Trödlerladen, die Schauspieler treten als Geschichtenerzähler auf. Orientalische Mythen, zeitgenössische Anspielungen und Zitate, Rückblenden und Überschneidungen, kindgerechte, aber komplex verwobene Erzählweise, die die vierte Wand durchbricht: Ich würde es mir nochmal ansehen.

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2.) In der deutschen Sprache gibt es nicht genug Synonyme für „Schleim“. Wie soll man eine vernünftige Drachengeburtsszene hinkriegen, ohne kübelweise Schleim? Falls jemand von euch Ideen hat: bewerft mich mit digitalem Schleim! 😉

3.) Heute vor der Schule, während ich auf Köhlchen gewartet habe, ist eine andere Mama aufgetaucht. Eine meiner Freundinnen und Testleserinnen.

Sie: Hey, neue Haarfarbe! Schaut cool aus.
Ich: Danke! Mit türkisgrünblauen Reflexen, hast du gesehen?
Sie: Nö, lass schaun. Ach ja! Cool! Wie kommt man auf so eine Idee?
Ich: Naja, ich schreib da doch dieses Buch über Drachen … und da dachte ich …
Sie: Im Ernst? Du bist echt ein Original! Ich mag dich.

Ööööhm… in Wien sind „Originale“ Leute, die mit Friedensrose und Leintuch unterwegs sind, nackt in Kaffeehäusern rumlaufen oder glauben, sie wären eine Straßenbahn. Vielen Dank auch! Aber schön abgefangen durch das nachgeschobene „Ich mag dich“. 😉

4.) Kind singt seit heute ständig sein neues Lieblingslied: „Man kann sagen was man will, aber der Eee-leee-fant hat den lääääängsten Rü-ssel im ganzen Laaand.“ Ich muss jedesmal ein pubertäres Grinsen unterdrücken. Ein Drama. An Tagen wie diesen zweifle ich daran, ob das noch mal was wird mit der gesetzten Ernsthaftigkeit?

5.) Vor dem Theater haben Köhlchen und ich Stencils an den Hauswänden entdeckt. Unter Garantie ein echter Banksy. Was auch sonst! *swoon*

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Neues aus dem Lektorat

Solch nette Dinge schreibt mir meine Lektorin Susanne in ihren Mails:

Deine Geschichte habe ich wie immer sehr genossen. Ich mag einfach die Art, wie du mit Sprache umgehst, und du hast auch ein ganz sicheres Gespür dafür, wie du Szenen komponierst. Man kann sich von Spannungskurve zu Spannungskurve durch den Text tragen lassen.

und:

Ich bin (…) sehr angetan, genieße deine Sprache sehr und deine ganz eigene Art, diese Geschichte zu erzählen.

… aber dann kommts:

Meckerpunkte beziehen sich wie im letzten Teilstück auch hier wieder auf Adeles emotionale Befindlichkeit, die mir zu dramatisch ist für den vergleichsweise geringen Auslöser – man hat den Eindruck, sie hätte als Einzige einen Flugzeugabsturz überlebt und wäre zwei Jahre im Dschungel verloren gewesen. Näheres dazu wieder am Text.

Na dann. Und ich hatte schon Angst, das Feedback wird verheerend. Ha! Damit muss ich nur das ganze letzte Drittel überarbeiten. Zusätzlich zu der gewaltigen Baustelle im ersten Drittel. Kein Problem!
Dass Susanne vermutlich wie immer Recht hat, macht es auch nicht besser.
Immerhin amputieren wir hier an meinem Kopfbaby rum, und das schmerzt.

Wobei das Schräge daran ist, dass ich das Lob sowieso nie glauben kann. Und würde sie weniger kritisieren, dann wär ich total unzufrieden. Vielleicht bin ich so eine Art Schreibmasochistin? #weird

Naja. Wenn mir nochmal jemand damit kommt, dass es so schön einfach ist, Liebesromane zu schreiben, dann werd ich ??!##?!??`!!!# nett lächeln.

Ich brauch Nutella!
Gibts das eigentlich auch in Fässern?

Welcher Schriftsteller ist kein Kotzbrocken?

Sehr unterhaltsam und lesenswert – ein Interview in der SZ mit dem Cheflektor des Suhrkamp Verlages, Raimund Fellinger.

Ich könnte an seinem Schreibtisch nicht arbeiten. Ahh, viel zu viel visuelles Rauschen.

Aber ein neuer, schöner Satz für meine Sammlung: „Es war nicht vorgesehen, dass ich in dieser Art Welt landete.“

und #verytrue: „Autoren, die ein Manuskript abgeben, schwanken zwischen Scham, Furcht und Größenwahn.“ Sogar dann, wenn es U statt E ist, und nicht in der Suhrkampliga mitspielt.

#veryverytrue: „Allerdings kann kein Lektor sich nach Erhalt eines Manuskriptes so schnell melden, wie der Autor meint, dass er sich melden müsste.“ Jaaa!  Da tritt irgendsoeine Art Zeitverschiebung ein, und plötzlich wird aus einer Woche ein Jahr. Warten ist Folter. Argh.

 

Montagsfrage: Wie kommst du mit Gewalt in Büchern zurecht? Magst du blutige Szenen oder lehnst du sie ab?

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Gewalt in Büchern ist für mich in Ordnung, wenn sie notwendig im Rahmen der Handlung und gut geschrieben ist. Was ich nicht mag, sind sinnlose Schlachtorgien (ebenso wie Bücher voller Sexszenen ohne Handlung), oder Bücher, denen man anmerkt, dass sie als Provokation geschrieben sind. Provokation, Sex und Gewalt als Selbstzweck finde ich langweilig. Aber ansonsten – wenn die Geschichte danach verlangt, warum nicht.

Einzige Ausnahme bei der Gewaltsache: Seit ich selber Mama bin, halte ich Gewalt Kindern gegenüber – egal in welcher Form – nicht mehr aus. Nicht, dass ich das vorher gut gefunden hätte, aber jetzt geht es mir auf eine viel zu schmerzhafte Weise nahe. Egal ob in Büchern, Filmen, Serien oder in den Nachrichten. Der Gedanken, was mit Kindern in der realen Welt alles passiert ist schon schrecklich genug, da tu ich mir das nicht auch noch in der fiktiven an.